Unser Test bei Finya verlief sehr kontrovers, während uns einige Punkte begeistert haben gab es wiederum Kriterien, die absolut nicht zu einer guten Datingplattform passen.
Die Anmeldung und Profilerstellung hat uns von Anfang an begeistert, denn als eines der wenigen Portale bietet Finya wirklich Abwechslung bei der Profilerstellung. Auch wenn es recht mühsam ist 100 Fragen zu beantworten macht es Spaß, schließlich geht es darum anderen Menschen einen ersten Eindruck zu vermitteln.
Der Spaß wurde uns deutlich getrübt als wir feststellen mussten, dass andere Mitglieder sich nicht im entferntesten so viel Mühe machen, fast niemand hatte die 100 Fragen beantwortet. Das wirft schon die Frage auf, wie ernst es den Nutzern von Finya mit ihren Absichten ist. Doch wir wollten nicht vorschnell urteilen und sind erst einmal auf Profilsuche gegangen.
Obwohl das Portal ursprünglich aus dem Norden Deutschlands stammt, ist die Anzahl an Mitgliedern aus ganz Deutschland recht ausgeglichen. Ob München oder Frankfurt, Berlin oder Bremen, Suchergebnisse gibt es fast überall. Erstaunlich ist, dass es viele Fotos ohne ein einziges Wort gibt, aber dafür mit mehreren Bildern. Auch wenn Bilder bekanntlich mehr als Worte sagen, fehlte uns der persönliche Bezug und die Ansprache, wenn sogar auf das Statement verzichtet wurde.
Beim Nachrichtenversand ist es ratsam primär Mitglieder anzuschreiben, die gerade online sind oder die du online gesehen und in deiner Favoritenliste gespeichert hast. Da sich viele Karteileichen im System befinden ist es keine Seltenheit, dass Nachrichten im Nirvana landen und nie beantwortet werden.
Auch die Frage nach der Anzahl der Fake-Profile kam uns in diesem Zusammenhang immer wieder auf. Da Finya nichts kostet, ist die Seite besonders attraktiv für Fakes und Scammer.
Unsere Test-Kontaktaufnahmen - 5 Arten für eine erste Nachricht
1. Witzig
Einen 29-jährigen IT-ler mit dem Namen „go-and-get_it“ fragte ich: „Na was willst Du denn „go-and-get“-en?!?“ und überlegte dann, ob das „it“ nach dem Underscore in seinem Pseudonym vielleicht auf eine italienische Herkunft hindeuten sollte. Also, fragte ich auch hiernach noch.
Die direkte, „witzige“ Anfrage kam wohl nicht so gut an, da ich erst mal belehrt wurde, dass man eine Nachricht grundsätzlich mit einem „Hallo“ beginnt. Immerhin antwortete er und ließ sich dann doch auf eine Konversation ein. Ironisch erklärte er, er suche nach einer reichen, 70-jährigen Omi. Mein (relativ ausführliches) Profil markierte er gleich mit „mag ich“. Ein Indiz dafür, dass ein sorgfältig ausgefülltes, aussagekräftiges Profil schon die halbe Miete ist.
2. Ehrlich
Einem Journalisten, der in seiner Beschreibung ziemlich viele Ansprüche an eine Frau, die seinen Vorstellungen entspricht, stellte (RTL2-Glotz-Romantik darf keinem Buch vorgezogen werden und Kongo und Syrien nicht für Urlaubsziele gehalten werden), und auf keinem seiner sieben Fotos mal ein bisschen die Zähne zeigte, schrieb ich:
„Hi! Du hast anscheinend auch etwas höhere Ansprüche :) Schade, dass Du auf Deinen Fotos so ernst schaust. Hätte gerne mal dein Lächeln gesehen!“
Diese ehrliche Kontaktaufnahme kam gut an! Der Journalist räumte ein, gar nicht so hohe Ansprüche zu haben, bestärkte jedoch nochmal seine Position, dass es nicht leicht sei, eine Frau mit Köpfchen und Spaßfaktor zu finden, und entschuldigte sich für seine grimmigen Fotos. Zwar stellte er keine Frage, die das Gespräch weitergeführt hätte, seine 3-sätzige Nachricht enthielt jedoch immerhin 2 Smileys. Das ist doch immer schon mal ein gutes Zeichen :-)
3. Frech
Babuun, der sich in seinem Profil folgendermaßen beschrieb:
“Hallo ich heiße Damian! ich suche hier eine feste Freundin. Ich bin bodenständig, sehr sportlich und clever. Falls Du mehr wissen willst, schreib mich einfach an !”,
schrieb ich:
„Hi Babuun, ich würde gerne mehr wissen! Warum hältst Du Dich denn für so clever?!“
Babuun, aka Damian, freute sich über meine Nachricht und erklärte mir dann gleich, dass er sich gar nicht für so clever hält, sondern nur versucht, sich so kurz und präzise wie Möglich zu beschreiben. Aus seiner Erfahrung lohnt sich keine lange Selbstbeschreibung, „da sich das eh keiner durchliest“. Trotzdem schreibt auch er, dass ihm mein „aussagekräftig[es] und sympathisch[es]” Profil gefällt.
Fazit: Die freche Anfrage kam gut an und ich wurde wieder einmal darin bestärkt, dass ein sorgfältig ausgefülltes Profil sich lohnt.
4. Seriös
Einem Mitglied, der meine Selbstbeschreibung mit „mag ich“ markiert hatte sah ich mir genauer an. In seiner eigenen Beschreibung startete er den Versuch eines Sinnspruchs („Ich mag die Gedanken anderer und bin immer wieder überrascht was man hinsichtlich Werten, Aussehen, Lebenseinstellung so erwartet, selbst wenn man nichts erwartet.”). Also gab ich mich seriös und ging darauf ein, indem ich schrieb:
„Hi! Schön, dass Dir meine Selbstbeschreibung gefällt. Auch Deine Einstellung finde ich sehr gut auf den Punkt gebracht! Irgendwie kann man seine Erwartungen meistens nicht abstellen, auch wenn man das anstrebt. Aber Erwartungen sind ja vielleicht auch nicht unbedingt was Schlechtes, solange sie keine unbegründeten Vorurteile sind. Was meinst Du?“
Auch dies kam wieder gut an und führte den Fachsimpler dazu, seine Lebensphilosophie genauer zu erklären:
5. Persönlich
Einem 29-jährigen Lehrer, der angab, dass bei ihm „kein Kinderwunsch“ besteht, schrieb ich: „Hi Adorno! Hat Dich die Arbeit als Lehrer so abgeschreckt, dass Du keine Kinder willst, oder hat das noch andere Gründe?“. Anscheinend war diese Nachricht doch etwas zu persönlich, denn ich erhielt keine Antwort.
Design & Bedienung
- sehr anfängerfreundlich und gut zu bedienen
- Funktionen sind selbsterklärend
- Design ist sehr schlicht und oftmals trist
- Schriftgröße ist zu klein bei Sehschwäche
- Werbung nervt schon nach kurzer Zeit
Finya lässt sich kinderleicht bedienen und ist daher auch für Einsteiger sehr empfehlenswert. Auch wenn du Finya löschen möchtest, hast du keine Schwierigkeiten und kannst direkt über dein Profil deinen Account entfernen.
Die gängigen Funktionen erklären sich nahezu vollständig von selbst, lediglich der Bereich Matching führt etwas in die Irre. Unter dem Begriff Matching verstehen die meisten Datingnutzer ein System, was gezielt nach passenden Personen sucht. Bei Finya bedeutet Matching jedoch nur, dass zwei Personen ihr Foto gegenseitig mit einem Herz versehen haben. Ob Gemeinsamkeiten vorhanden sind oder eine mögliche Partnerschaft infrage kommt, kann mittels Finya Matching jedoch nicht ermittelt werden.
Das Design der Website ist allerdings kritikwürdig und ziemlich in die Jahre gekommen. Die einzigen, farblichen Aufhellungspunkte sind Werbebanner, von denen mehr als genug vorhanden sind. Finya finanziert sich über Werbung, sodass die Notwendigkeit klar ist, doch seitenüberlagernde Werbebanner, die sich nicht wegklicken lassen, erschweren die Nutzung des Portals sehr.
Allgemein könnte die Schriftgröße von Finya etwas größer sein, da manche Angaben sehr schlecht zu lesen sind. Für Personen mit Sehschwäche können hier durchaus Probleme entstehen, besonders die Erklärungen zu einzelnen Rubriken sind sehr kleingeschrieben und stören daher.