Gaslighting – Zwischen Manipulation und Wahnsinn?

Gaslighting kann jeden überall treffen: Im Freundeskreis, in der Beziehung oder am Arbeitsplatz. Woran man Gaslighting erkennt und was man dagegen tun kann...

Was ist Gaslighting?

  • Gaslighting ist eine Form von psychischer Gewalt oder psychischem Missbrauch
  • Das Opfer wird desorientiert, verunsichert oder gar manipuliert
  • Das Realitäts- und Selbstbewusstsein des Opfers wird zerstört
  • Betroffene haben manchmal das Gefühl verrückt oder wahnsinnig zu werden
  • Die psychische Gesundheit leidet stark unter dieser Form der emotionalen Kontrolle

Gaslighting ist eine psychologische Methode, bei der jemand versucht, das Selbstvertrauen oder den Realitätssinn einer anderen Person zu erschüttern. Das Ziel ist es, eine Person aus der Bahn zu werfen, sie von anderen zu isolieren und oft in eine Abhängigkeit zu führen. Es handelt sich um ein Verhalten, das in persönlichen Beziehungen auftreten kann oder sogar, wenn eine Gruppe eine Person manipuliert. Eines der ersten Anzeichen für Gaslighting ist, dass das Opfer seine Realität in Frage stellt, weil jemand das Opfer über einen längeren Zeitraum immer wieder an seiner Wahrnehmung zweifeln lässt. Das kann direkt oder indirekt geschehen. In der Regel werden wahre Ereignisse negiert oder falsche Behauptungen aufgestellt, z. B. „Das hast du nie getan“ oder „Das hast du schon einmal gesagt“, was das Opfer in Bezug auf seine eigenen Gedanken verwirrt.Vertrauen ist der grundlegende Aspekt des Gaslighting. Das Vertrauen des Opfers in den Gaslighter führt dazu, dass es dessen Behauptungen akzeptiert. Gaslighting kann in romantischen Beziehungen, am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis vorkommen. Diese Art der mentalen Manipulation kann in jeder Beziehung vorkommen, in der jemand absichtlich emotional kontrolliert wird.

Manipuliert mich mein Partner?

Wie erkenne ich Gaslighting?

Gaslighting ist zumeist anfangs nicht zu erkennen, da die Manipulation auch unterschwellig geschehen kann und im fortgeschrittenen Stadium das Opfer teilweise so stark an seiner eigenen Realität zweifelt, dass es sich an die Täter klammert, von ihnen abhängig ist.

  • Wiederholte Lügen und Anschuldigungen
    • Der Täter wirft dir nicht zwingend permanent, aber doch wiederholt Dinge vor, die du getan haben sollst oder bist, bis du sie letztendlich glaubst: “Du bist zu eifersüchtig.”, “Du schaust immer allen anderen hinterher.”, “Du bist schuld, dass...”
  • Der Gaslighter provoziert gerne Streit
    • Der Täter ist sich seiner Schuld in den meisten Fällen durchaus bewusst und kann dies nur dadurch überspielen und leugnen, dass alles zu deiner Schuld gemacht wird. Du erwischst deinen Partner beim Fremd flirten? “Das war doch nichts. Du bist doch völlig paranoid. Du spinnst doch!”
  • Man sagt dir, dass etwas völlig normal sei, obwohl du es vielleicht bestreitest und fühlst, dass es das nicht ist:
    • Es können kleine Dinge sein, wie dass man dir vorschreibt, wie du dich zu kleiden hast, aber vielleicht erwischst du deinen Partner auch dabei, dass er dein Handy durchschaut oder auf andere Art und Weise Grenzen überschreitet.
    • Man spricht deinen Gefühlen die Berechtigung ab: “Du reagierst immer über”, “Du bist viel zu sensibel”.
  • Man sagt dir das Eine, tut aber etwas anderes
    • Es werden falsche Hoffnungen geweckt, die nicht erfüllt werden: “Alles wird wieder gut”. Aus Elefanten werden Mücken gemacht und sie versprechen, dass es in Zukunft besser wird - das wird es aber nicht.
  • Du kannst dich nicht mehr recht erinnern etwas getan zu haben oder der Täter behauptet oder leugnet, etwas getan zu haben
    • Die Täter manipulieren deine Erinnerung: Du erinnerst dich an die Wahrheit und Tatsachen, aber deine Erinnerungen werden verzerrt, geleugnet oder falsch dargestellt.
    • Der oder die Täter behaupten entweder, du hättest etwas getan oder leugnen oder behaupten selbst etwas getan zu haben: “Du hast damals gesagt, dass du...”, “Ich habe dir doch schon so oft gesagt, dass ich...”
  • Du beginnst an deiner Wahrnehmung der Realität zu zweifeln
    • Du beginnst daran zu zweifeln, wie du die Realität wahrnimmst, du vertraust einer Person, die dir das Gefühl gibt, nicht ganz bei Sinnen zu sein und langsam aber sicher, glaubst du das auch. Du beginnst dem anderen mehr zu trauen, als dir selbst und zweifelst mehr an deiner Wahrnehmung, als an seiner Darstellung dessen.
  • Dein Selbstbewusstsein schwindet.
    • Wenn du abhängig von dem Täter bist, wird dein Selbstbewusstsein in der Folge dieser Gehirnwäsche schwinden und langsam verkümmern. Die Abhängigkeit veranlasst dich zu fragen wie: “Was will er/sie nur mit mir? Ich bin doch eh nichts wert/ kann nichts/ bin nicht liebenswert, o.ä.”
  • Eventuell werden auch Personen aus deinem Umfeld manipuliert.
    • Um die Aussagen des Täters zu bestätigen und zu untermauern, werden auch Personen aus deinem Umfeld manipuliert: Damit wird dir jede Chance genommen, dich an andere zu wenden, um Hilfe zu erhalten. Deine Freunde oder Familie wirken somit auch noch mit in der Inszenierung des Manipulators. Das Opfer wird dadurch meist in kürzester Zeit sozial isoliert und hat noch weniger Möglichkeiten, dem manipulierenden Gegenüber zu entkommen.
  • Der Täter verhält sich dir gegenüber sehr dominant, bestimmt überwiegend was du machst, ist aber in Gesellschaft wie ausgewechselt.
    • Alles was du glaubst über ihn/sie zu wissen, wird vor allem in öffentlichen Situationen geleugnet, oder aber du scheinst den Täter nicht wiederzuerkennen - er ist wie ausgewechselt, wenn andere dabei sind.

Allgemein erkennst du Gaslighting daran, dass du dich permanent verwirrt fühlst: Du erinnerst dich ja angeblich nicht recht, deine Gefühle haben keinerlei Berechtigung und an andere kannst oder willst du dich nicht wenden. Du fühlst dich vielleicht einsam und die einzige Person, der du vertraust, ist die, der du es wohl am wenigsten solltest.
Wenn du merkst, dass du dich permanent unsicher fühlst, dazu neigst jegliche Schuld auf dich nehmen und dich entschuldigen zu wollen und dich beinahe schämst, mit anderen darüber zu sprechen, wie du dich fühlst, bist du wahrscheinlich schon sehr weit manipuliert worden.

Wie kann ich mich gegen Gaslighting wehren?

Egal ob man Gaslighter oder Opfer ist: Professionelle Hilfe ist unerlässlich. Psychischer Missbrauch durch Manipulation ist ein Thema, das die Gefühle und Leben der betroffenen Menschen schwer beeinflusst - auf beiden Seiten. Aber was kann man tun?

Was tun, wenn man das Opfer ist?

Wenn du befürchtest oder merkst, dass du Opfer einer Gaslighters geworden bist, hilft es in dieser Situation zunächst, die Punkte in denen du manipuliert wirst, vor Augen zu führen. Es ist gut, deinem Gefühl zu vertrauen: Wenn du etwas als unrecht empfindest und es wiederholt vorkommt, dann ist es womöglich auch eine Form der Manipulation. In den meisten Fällen ist es zunächst ratsam, sich professionelle Hilfe zu suchen, da man womöglich schon sozial isoliert ist. Dies sollte man dem Partner aber möglichst nicht sagen, sonst würde er dies eventuell auch abwerten und versuchen dich davon abzuhalten. Diese Außenperspektive ist aber wichtig, da du selbst vielleicht nicht mehr merkst, welches Ausmaß diese manipulative Beziehung bereits erreicht hat.
Wichtig ist aber, dass man aufmerksam ist. Das gilt auch für Fälle, in denen ein Bekannter von Gaslighting betroffen ist: Wenn man das Opfer anspricht, sollte man aber vorsichtig sein, ansonsten könnte die Abwehr zu groß sein und zu einem Kontaktabbruch führen.
Menschen, die von dieser Form des psychischen Missbrauchs betroffen sind, sollten vor allem eine kritische Distanz zu dem oder den Tätern aufbauen können. Ansonsten können sie nur schwer wieder eine natürliche Perspektive und Selbstwahrnehmung erlangen. Gaslighter versuchen ihre Opfer sozial zu isolieren, weshalb die Manipulation auch über einen langen Zeitraum hinweg wirkungsvoll bleiben kann. Häufig wenden sich Freunde und Familie ab oder werden aus dem Umfeld gedrängt. Wenn du befürchtest, dass du psychisch missbraucht wirst, versuche dich nicht von anderen abzuwenden oder isolieren zu lassen, sondern sprich deinen Partner auf seine Bedenken an und versuche Kompromisse zu finden: Wieso sollte ein Partner dich nicht ab und zu alleine mit deinen Freunden ausgehen lassen? 

...wenn man selbst der Täter ist?

Meistens ist den Tätern nicht (vollumfänglich) bewusst, was sie da tun. Wenn du dich aber ertappst, wie du auf einen anderen Macht ausübst und ihn zu deinen Gunsten manipulierst, dann solltest du überlegen, wann und wieso du das machst. Bist du vielleicht selbst unsicher? Oder hast du Angst, verlassen zu werden?
Aber auch für Täter gilt: Suche dir psychologische Hilfe und lass dich von einem Außenstehenden beraten. 

Gaslighting sollte nicht heruntergespielt werden: Auch dies ist eine Form des Missbrauchs von Menschen. Die Manipulation von Gaslightern ist oft, aber nicht immer ein Effekt einer anderen psychischen Störung, darunter fallen Narzissmus und andere Persönlichkeitsstörungen. Um das Grundproblem zu behandeln, ist aber zwingend psychologische Hilfe erforderlich.

Dating-Experte Chris Pleines
Chris Pleines
Gründer von Singleboerse.at und Buchautor von „Online-Dating für Dummies“
Der Diplom-Medieninformatiker Chris Pleines testet seit 15 Jahren Singleboerse.at Dating Apps und ist heute einer der führenden Online-Dating-Experten. In zahlreichen Fernseh- und Radio-Interviews gibt er immer wieder Tipps rund ums Online-Dating.

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